Bericht und Fotos: Volker Brands
November 2017

Am Samstag, den 18.11.2017 trafen sich fünf Freunde vom Lions Club Essen-Ruhrtal am Flüchtlingsheim in der Karl-Meyer-Straße 42 in Essen-Karnap, um ein zweites Mal mit Flüchtlingen zu kochen. Wie beim ersten Mal war im Vorfeld über den organisierenden Zonta-Club Essen II abgestimmt worden, dass die Lions die Vorspeise und den Nachtisch und die Flüchtlinge die Hauptspeisen zubereiten. Die ambitionierten Hobbyköche Frank Karbenn und Uwe Albersmeyer hatten im Rahmen des letzten Dämmerschoppens im Club vorgeschlagen, als Vorspeise eine Kürbiscremesuppe mit Orangensaft und Ingwer zu kochen und Präsident Volker Brands hatte angeregt, die beim ersten gemeinsamen Kochen auf so positive Resonanz getroffene Nachspeise mit jahreszeitlich passenden Früchten zu wiederholen. Die Lionsfreunde Georg Kutschelis und Thomas Paduch freuten sich darauf, zum ersten Mal beim Kochen mit Flüchtlingen mitzuwirken.

 

 

 

 

 

 

 

Die Rahmenbedingungen des gemeinsamen Kochens hatten sich insofern geändert, als in der Einrichtung in der Karl-Meyer-Straße inzwischen nur noch alleinstehende Frauen oder solche mit Kindern untergebracht sind. Beim ersten gemeinsamen Kochen waren in der Einrichtung noch Familien untergebracht und die Frauen mit und ohne Kinder in der Flüchtlingsunterkunft in der Buschstraße, die aber inzwischen geschlossen wurde. Auf diese Veränderung waren die Lions vorbereitet. Überrascht wurden sie davon, dass aus den angekündigten Nigerianerinnen, mit denen gekocht werden sollte, eine bunte Mischung unterschiedlichster Nationalitäten wurde. Dem Vergnügen am gemeinsamen Vor- und Zubereiten der Speisen tat dies aber keinen Abbruch.

Mit der dolmetschenden Hilfe des Betreuers, Herrn Farhat, und mit den Englisch- und Französisch-Kenntnissen der Lionsfreunde war die Kommunikation mit den kochenden Frauen gut möglich. Eine Französisch sprechende Frau begab sich in einen intensiven Dialog mit dem Lionsfreund Georg Kutschelis, der der französischen Sprache mächtig ist und locker mit ihr parlieren konnte.

 

 

 

 

 

 

 

Während die Syrerinnen intensiv mit der Zubereitung der Hauptspeise beschäftigt waren, interessierte sich eine junge Frau aus Pakistan für die von den Lions gekochte Kürbissuppe. In dem Gespräch, das von beiden Seiten gut in Englisch geführt werden konnte, wurde die Frau in die Geheimnisse der Zubereitung einer Kürbissuppe eingeweiht. Umgekehrt erfuhren die Lions, dass sie in Pakistan studiert und einen Masterabschluss erworben hatte und nun in Deutschland an der VHS einen Deutschkurs besucht.

Während die Zubereitung der warmen Speisen in den letzten Zügen lag und die Nachspeise angerichtet wurde, kümmerte sich Lionsfreund Volker Brands um das Eindecken der Tische für das gemeinsame Essen. Dabei wurde er von der Tochter einer jungen Mutter aus Syrien unterstützt – wobei diese eine sehr konkrete Vorstellung davon hatte, wie der Tisch gedeckt werden sollte. Da sich diese Vorstellung nicht mit den Notwendigkeiten deckte, die das geplante „Menü“ erforderte, kam es zu einem mehrfachen Hin- und Herräumen von Bechern, Tellern, Schalen und Besteck. Zu guter Letzt konnten aber alle Teilnehmer an einer langen Tafel Platz nehmen. Am Essen nahmen auch mehrere afrikanische Frauen teil, die sich beim Kochen nicht beteiligt hatten.

Als Hauptspeise gab es im Ofen gegarte Hackfleischballen mit mediterranem Gemüse und Reis. Außerdem hatten die Frauen Hummus aus Auberginenmus und Sesamöl mit Granatapfel sowie aus Kichererbsenmus mit Sesamöl bereitet, das mit Fladenbrot gegessen werden konnte. Die gegenseitige Begeisterung für die jeweils „fremden“ Gerichte war groß. Jedenfalls blieben nach dem gemeinsamen Essen nur wenige Reste übrig.

Nach dem gemeinsamen Abwasch verabschiedeten sich die Lionsfreunde am frühen Nachmittag mit vielfältigen neuen Eindrücken von den Frauen und Kindern. In den Gesichtern der angetroffenen Flüchtlinge hatten die Lions diesmal deutlich weniger Leid gesehen als beim ersten Besuch. Bemerkenswert war, dass viele Frauen per Smartphone Kontakt zu Verwandten in der alten Heimat hielten. Die Tatsache, dass eine junge Frau aus Afrika mit schon recht passablen Deutschkenntnissen nach sieben Jahren in Deutschland immer noch in einer Aufnahmeeinrichtung lebt, hinterließ bei den Lions allerdings eine gewisse Ratlosigkeit. Durch die Abwesenheit von Männern – mit Ausnahme des Betreuers und der Lions-Freunde – hatte die Kochaktivität dieses Mal einen anderen Charakter als beim ersten Mal. Die Frage nach dem Aufenthaltsort der Männer blieb – ob aus Verständigungsgründen oder bewusst – unbeantwortet. Man mag daher spekulieren, ob manche Frau mit ihren Kindern nicht nur vor den Zuständen in ihrem Heimatland, sondern möglicherweise auch vor ihrem Mann nach Deutschland geflohen war.